Posthorn und Postkutsche


Lange bevor es eine organisierte Post gab, nutzte man im frühen Mittelalter das Horn als Signalinstrument. Metzger z.B. bliesen vor der Abfahrt zum Viehkauf in Tierhörner. Damit signalisierten sie, dass sie bereit waren, auch Briefe auf ihre Fahrten mitzunehmen. Die ersten Hörner aus Metall wurden Anfang des 15. Jahrhunderts gefertigt. Bereits seit dem 16. Jahrhundert trugen die Postreiter und seit der Einführung der Postkutsche im 17. Jahrhundert die Postillone ein solches Horn bei sich, mit dem sie Abfahrt und Ankunft der Post ankündigten.

Dies übernahm die von der Familie Taxis betriebene Habsburger Post und die spätere Kaiserliche Reichspost. Die Familie Taxis erreichte für das Blasen des Posthorns eine Privilegierung, wie auch für die gesamte Postbeförderung. Im Jahre 1507 wurde ihnen die alleinige Verwendung des Posthorns zugebilligt, woraus sich dann ein Markenzeichen entwickelte. Postillone brauchten keinen Wegzoll zu entrichten.

Unterwegs nutzte der Postillon als Fahrer der Postkutschen das Posthorn um andere Verkehrsteilnehmer vor der herannahenden Kutsche zu warnen bzw. um sie aufzufordern, Platz zu machen, da die Postkutsche ein gesetzliches Vorfahrtrecht hatte. Auch das Öffnen der Stadttore und Bedarfsankündigung auf den Poststationen zum Pferdewechsel wurden mit unterschiedlichen Signalmelodien bereits vor Ankunft mitgeteilt.

Ab 1643 erklang das Posthorn auch im Tecklenburger Land. Denn um die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieg zu beginnen, war es erforderlich eine Boten- und später Reitpost zur Beförderung der nötigen Korrospondenz (Briefe) zwischen Münster und Osnabrück einzurichten. Mit der Organisation dieser Postverbindung wurde die Familie Thurn und Taxis betraut.

Zum Friedensschluss im Jahre 1648 wurde eine Darstellung des "Friedensreiters" veröffentlicht. Hier bläst der abgebildete Postreiter sein Posthorn auf seinem Ritt. Die preußische Reitpost von Bielefeld über Lengerich und Tecklenburg nach Lingen wurde im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) zur Wagenpost ausgebaut.

Die letzte Personen-Postkutsche verkehrte im Juni 1909 zwischen Ibbenbüren und Hopsten. Im Jahre 2007 fanden sich einige Leute zusammen, um die einzig erhaltene Postkutsche der Oberpostdirektion Münster vor dem endgültigen Verfall zu retten und sie sogar wieder einsatzbereit zu machen. Zwei Jahre dauerte der Neuaufbau und die Restauration dieses viersitzigen Omnibus-Postwagen aus dem Jahre 1894 bis man im April 2009 diesen Wagen zum ersten Mal wieder mit einem Pferdegespann fahren konnte.

Schon bei den ersten Fahrten mit dem "gelben Wagen" wurde den Aktiven klar, dass zur Postkutsche auch ein Posthorn gehört. Die Noten der historischen Posthornsignale der Königlich Preußischen Post von 1828 konnte man von dem Postmuseum in Berlin bekommen, ein Nachbau eines Posthornes wurde angeschafft und es wurde auch ein Musiklehrer gefunden, der den entsprechenden Unterricht gab.

Nach vielen, vielen Übungsstunden konnte somit endlich vom "gelben Wagen" aus das Posthorn mit seinen historischen Signalen wieder weit ins Land erklingen. Damit kehrte der Klang des Posthornes in das Tecklenburger Land zurück und begleitet seitdem die Fahrgäste der nunmehr zwei historischen Postkutschen, die in Tecklenburg vom Gutshof Haus Hülshoff aus zu ihren Fahrten starten, auf ihre Reise in diesen Teil der Verkehrsgeschichte.

Durch die Aktiven der "Kaltblut- und Kutschenfreunde Tecklenburg e.V." wird dieses Kulturgut somit lebendig erhalten, welches sonst nur als stumme Notenblätter in Archiven liegen würde.

Weitere Informationen unter: www.postkutsche-muensterland.de

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