Ziegelei-Industrie


"Stein auf Stein, in so ein Haus ziehe ich ein" – die Ziegelei-Industrie

Ist euch schon einmal aufgefallen, dass viele Häuser bei uns anders aussehen als Häuser in anderen Regionen Deutschlands? Im Süden Deutschlands stehen eher rustikale Bauernhäuser, in den Alpen viele Häuser aus Holz, in der Eifel und im Bergischen Land findet man vermehrt Schieferdachbauten und im Norden prägen Reetdachhäuser das Landschaftsbild. Und hier bei uns? Viele Gebäude bestehen aus häufig roten Klinkerfassaden!

Diese deutschlandweiten regionalen Unterschiede in der Gebäudebauweise hängen einerseits mit der geschichtlichen Entwicklung der Architektur, aber vor allem mit den regional verfügbaren Rohstoffen zusammen. Die unterschiedlichen Bauweisen sind in der Identität der jeweiligen Region fest verankert und sind meist mit einer langen Handwerkstradition verbunden. Typisch für das Osnabrücker Land und Münsterland sind Klinkerbauten aus rot-braunen Ziegelsteinen. Als Rohstoff dienen bei uns Tone und Tonsteine, die zum Teil vor mehr als 170 Millionen Jahren entstanden.

Die Ziegelei-Industrie in unserer Region besteht aus Unternehmen, die auf eine lange Familientradition zurückblicken können. Ein Beispiel eines großen regionalen Traditionsunternehmens ist die ABC-Klinkergruppe, die bereits in fünfter Generation seit 1887 Klinker brennt und über insgesamt sechs Standorte verfügt – fünf davon im TERRA.vita-Gebiet. Die ABC-Klinker haben es weit über die Grenzen des Osnabrücker Landes geschafft. So wurden die Fassaden der Staatsbibliothek in Berlin, der Kornmarkt in Bautzen oder die drei jeweils 44 Stockwerke hohen Presnaya-Türme in Moskau aus ABC-Ziegeln erstellt.

Die im Jahr 1932 als erste Dampfziegelei der Region gegründete Privatziegelei Hebrok stellt noch heute – mittlerweile in vierter Generation – Klinker in Natrup-Hagen her. Beispielsweise wurden das Besucherzentrum der Hamburger Elbphilharmonie und vielen historische Gebäude der Hamburger Speicherstadt mit Hebroker Ziegeln verkleidet. Ein weiteres Unternehmen mit über 200 Jahren Tradition ist die Wienerberger GmbH. Einer der vielen Firmenstandorte befindet sich in Pente bei Bramsche. Hier wird überwiegend Pflasterklinker hergestellt.

 

Warum Immaterielles Kulturerbe?

Die Kunst des Klinkerbrennens besitzt eine lange Handwerkstradition, dessen Wissen und Können seit Generationen weitergegeben wird. Die Familienunternehmen haben sich über die Jahre weiterentwickelt und können heute auf moderne Methoden zurückgreifen. Entscheidend sind daher weniger die alten Handwerkstechniken, sondern vielmehr die charakteristische Klinker-Bauweise, die bis heute Verwendung findet. Verantwortlich dafür, ist das hohe Tonvorkommen und die ausgeprägte Klinkerindustrie in unserer Region.

Fotos: Ziegelei Herbrok

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