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Ig Teuto: Gemeinsame Freischneideaktion am Intruper Berg


Der Intruper Berg in Lengerich birgt Naturschätze, die nur die Wenigsten kennen.

Vor vielen Jahrzehnten waren dort noch Kalk- und Zementwerke ansässig und gruben in verschiedenen Steinbrüchen Kalkstein ab. Inzwischen sind diese alten Brüche längst der Natur zurückgegeben und Naturschutzgebiet. Sie sind Ausgangspunkt für die Entwicklung einzigartiger Biotope, die den Teutoburger Wald mit einer besonderen Artenfülle ausstatten. Wenn man die Magerrasen und Kalksümpfe in diesen Altsteinbrüchen auf Dauer erhalten möchte, bedürfen sie einer behutsamen Pflege.

Hier setzt die Arbeit der Interessengemeinschaft Teutoburger Wald e.V. (Ig Teuto) an. Wie in jedem Winter hat sie wieder gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL) und den Firmen Dyckerhoff GmbH und Calcis Lienen zu einem gemeinsamen Pflegeeinsatz am Teutoburger Wald aufgerufen. Diesmal ist ein versteckter Magerrasen auf einem alten Steinbruchareal unweit des Dyckerhoff-Rundwanderweges in Lengerich ausgesucht worden. Hier wurde von der ehemaligen Firma Kröner bis vor 100 Jahren ein Kalk- und Zementwerk betrieben. Bewaldete Halden, artenreiche Magerrasen und Kalksümpfe sind Zeugnisse aus dieser Zeit.

Die Februarnacht war frostig. Eine dünne Schneeschicht bedeckt die Landschaft. Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen versuchen recht zögerlich die Luft zu erwärmen. Um kurz vor Neun am Samstagmorgen füllt sich der Wanderparkplatz an der Dyckerhoffstraße mit Menschen. Von hier aus geht es zu Fuß weiter in den Wald bis zum Einsatzort.

Hier erhalten die rund 35 Helfer eine kleine Einführung in das Gelände. „Schwerpunkt unserer heutigen Arbeit ist das Schneiden und Herausziehen der Bäume und Sträucher von dem stark verbuschten Magerrasen“, erläutert Markus Hehmann, Naturschutzbeauftragter von Dyckerhoff die Arbeit. Da es ein Naturschutzgebiet ist, hat er die Maßnahme im Vorfeld mit der Unteren Landschaftsbehörde vom Kreis Steinfurt abgestimmt. Bei den Arbeiten muss auf zwei Gehölzarten Rücksicht genommen werden. „Der Seidelbast und der Wacholder bleiben stehen. Diese gefährdeten und seltenen Arten möchten wir schonen“, so Hehmann. Weil der Seidelbast ein sehr kleines Gehölz ist, wird die Pflanze schnell übersehen. Sie ist was ganz Besonderes. Als einzige Gehölzart Mitteleuropas, trägt sie ihre Blüten und Früchte direkt am verholzten Stamm. Sowas kennt man sonst nur aus den Tropen, wie beispielsweise bei der Kakaopflanze. Hehmann hat sich die Mühe gemacht und alle Seidelbastpflanzen mit einem rotweißen Flatterband versehen. In einem Monat wäre das nicht mehr notwendig. Dann tritt der Seidelbast als erstes blühendes Gehölz im Wald sehr deutlich in Erscheinung. Aber Vorsicht ist geboten: die Pflanze ist stark giftig. Auch wenn Schmetterlinge den Nektar der Blüten saugen und Rotkehlchen und andere Vögel die roten Beeren im Sommer ohne Schaden fressen und verdauen, so kann der Verzehr für den Menschen tödlich enden.

Der Einsatz beginnt. Per Wasner von Calcis Lienen und Thomas Volk von der ANTL knöpfen sich die größeren Bäume vor. Dafür haben sie ihre Motorsägen mitgebracht. In guter Teamarbeit helfen weitere Kollegen von Calcis und Dyckerhoff mit, um das Schnittgut zügig von der Fläche zu räumen.

Die Auszubildenden von Dyckerhoff arbeiten sich mit Astscheren durchs Gestrüpp. Eine weitere Gruppe Azubis macht sich mit großen blauen Müllsäcken auf den Weg, um das Gelände von Unrat zu befreien. Sie fördern reichlich Plastikmüll, Gummi- und Metallteile sowie Glasflaschen zutage.

Karl-Heinz Löckener, Landschaftspfleger von der ANTL fährt pünktlich mit dem Schlepper inklusive Anhänger und Häcksler vor. Und schon werden die ersten Sträucher in den Häcksler geschoben. Der Anhänger füllt sich mit dem Häckselgut, dass die ANTL für ihre Holzhackschnitzelheizung im Naturschutzzentrum an der Sägemühle in Tecklenburg verwendet.

Zwischendurch wird zur Kaffeepause gerufen. Heißer Kakao und Kaffee dampft aus den Trinkbechern der Helferschar, während untereinander über die ersten spürbaren Begegnungen mit den spitzen Dornen der Gehölze gesprochen wird. Man diskutiert, wie die Fläche zukünftig am besten gehölzarm gehalten wird, wundert sich beim Anblick des gesammelten Mülls über das fehlende Umweltbewusstsein einzelner Mitbürger.

Gegen Ende des Vormittags wird deutlich, was eine große Gruppe an Helfern in einem verbuschten Gelände in so kurzer Zeit bewirken kann. Das Häckselgut reicht für zwei weitere Hänger. Der offene Charakter des Magerrasens ist wieder hergestellt. Der Platz für Seidelbast, Wacholder, Orchideen, Farne und Moose bleibt erhalten.

Zum Abschluss laden die ANTL-Senioren Brigitte Neurath und Harald Kunze traditionell wieder zum Verspeisen ihrer frisch gegrillten Lammbratwurst und dem hauseigenen Streuobstwiesen-Apfelsaft ein.

Die Restarbeiten wird der Pflegetrupp der ANTL in den kommenden Tagen erledigen.

17 Februar 2017
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